Andraschek Iris
"Wenn du, Lydia,..."

8 jeweils mehrfarbige Siebdrucke auf BFK Rives Bütten, 250 gr., 1997, Auflage: 1/100 - 100/100 + 20 e.a., Format: 65 x 50 cm

Mietpreis:
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Kaufpreis: Preis der 8-er Serie:
Euro 2.500,-


Preis der Einzelgrafik:
Euro 340,-
Dann bleiben mir weder das Gemüt noch die Farbe in ihrem richtigen Zustand, ...

Der antike Dichter Horaz kommt auf Blatt 1 der Edition von Iris Andraschek zu Wort und hinterlässt uns eine kryptische Botschaft. Sein Text umrahmt, in sorgfältiger Handschrift wiedergegeben, ein überdimensioniertes insektenartiges Wesen, das direkt auf den Betrachter zuzufliegen scheint.

"Wenn du, Lydia, den rosigen Nacken des Telephus, die wachsweißen Arme des Telephus lobst, schwillt, wehe, meine Leber glühend vor zornerregender Galle an. Dann bleiben mir weder das Gemüt noch die Farbe in ihrem richtigen Zustand, und die Tränen rollen heimlich über die Wangen und verraten, wie ich langsam durch verzehrende Liebesglut tief im Inneren gequält werde. In mir kocht es, sei es, dass durch den Wein unmäßig gewordene Streitereien dir die weißen Schultern entstellt haben, sei es, dass dein rasender Liebhaber ein Erinnerungsmal in deine Lippen gebissen hat."

Die fotografische Darstellung von scheinbar schlafenden Menschen bildet die motivische Klammer der anderen Blätter. Doch dies ist wohl die Ruhe vor oder nach dem Sturm. Die dargestellten Personen sind nicht fassbar, weder in ihrer visuellen Erscheinung, noch in ihrem emotionalen Zustand. Die sich durchziehende, jedoch variierte Farbe Rot setzt diese Menschen "in ein anderes, verklärtes Licht" und greift die Emotionen der antiken Poetik wieder auf - "zornerregend, Tränen, verzehrende Liebesglut, gequält, in mir kocht es, Streitereien... ".
Diese Ruhe ist nicht von Dauer - oder für die Ewigkeit. Die Frage nach dem Davor und dem Danach tritt in den Mittelpunkt des Interesses, den Moment der Handlung. Der absolute Stillstand der aneinandergereihten Blätter löst Irritation und Verunsicherung aus.