Nobuyoshi Araki hat sich das Medium Fotografie in einer Form zueigen gemacht, die es ihm erlaubt, das Leben in der Stadt Tokyo geradezu minuti�s festzuhalten. Die akribischen Bilder-Tageb�cher Arakis mit ihren bedeutenden und unbedeutenden Momenten des urbanen Lebens zeugen trotz ihrer Perfektion in der technischen Ausf�hrung von einer alltagskulturellen �sthetik.
Araki unterscheidet dabei nicht zwischen �ffentlichkeit und Privatheit. Der Gang durch die Stadt ist ebenso dokumentationsw�rdig wie der Besuch eines Lokals im Rotlichtmilieu oder das intime Zusammensein mit einer Frau. In der Zusammenstellung der verschiedenen Bildmotive - manche wirken wie beil�ufige Schnappsch�sse, andere hoch artifiziell und arrangiert - entstehen gro�e Folgen von Fotografien, die in ihrer Gesamtheit ein Bild der japanischen Gesellschaft entwerfen, wie wir es im europ�ischen Westen bisher nicht kannten.
Gerade mit den Fotografien junger japanischer Frauen und der Darstellung ihrer Sexualit�t hat Araki die b�rokratische Zensur Japans immer wieder herausgefordert, sie teilweise aber geschickt zu umgehen gewusst. Araki kehrt mit seinen fotografischen Dokumenten das Privateste pers�nlicher Obsessionen nach au�en und schreibt Intimit�t damit als einen Teil gesellschaftsrelevanter Realit�t fest, vor der die Augen zu verschlie�en sich nicht lohnt.
Der Nachtschw�rmer Araki ist eine schillernde Figur in der japanischen �ffentlichkeit geworden, die mittlerweile weit �ber die geschlossenen Kreise der Kunstszene hinaus bekannt ist. Araki genie�t in Japan durchaus den Ruhm eines Popstars, der seine Modelle nicht mehr aufsuchen muss - vielmehr wird er von den verschiedenen Frauen aufgesucht, um das eigene Leben vor der Kamera gespiegelt zu sehen. Araki setzt dabei nicht in Szene, sondern l�sst den Modellen in ihrer Selbstdarstellung freien Lauf. Er beschreibt sich selbst als das reine Medium, die Individualit�t des K�nstlers verschwindet hinter dem Objektiv der Kamera.
Neben zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen hat Araki selbst bereits �ber 130 B�cher herausgegeben und seine Fotografien nicht nur in etlichen Zeitschriften ver�ffentlicht: Araki befestigte Bilder an W�scheleinen, achiffierte Plakate an Bauz�unen und stellte seine Bilder in japanischen Nudelsuppenl�den aus. Dar�ber hinaus hat Araki mit etlichen international anerkannten K�nstlern zusammengearbeitet und gemeinschaftliche Projekte realisiert, zuletzt 1995 mit der amerikanischen Fotografin Nan Goldin, mit der er die gro�e Portrait-Serie japanischer Teenager �Tokyo Love� erarbeitet hat.
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